Das Ende vom Amt
Der ISDN-Anschluss war seit Mitte der 1990er Jahre in Deutschland DER Zugang zum digitalen Telefonnetz der Post bzw. der Telekom und später deren Wettbewerbern. Neben einer gesicherten Bandbreite von 160kbit/s sorgte die Stromversorgung aus der Vermittlungsstelle für qualitativ hochwertige Übertragungsqualität und Stabilität.
Doch die ISDN-Ära endet spätestens 2016. Bereits heute erhalten Telekomkunden Kündigungen ihrer klassischen Anschlüsse und auch die Kunden anderer Anbieter werden zu Anschlüssen mit Internet-Telefonie (VoIP) gedrängt.
Während der Schritt aus Sicht der Provider aus verschiedenen Gründen lukrativ und folgerichtig erscheint, stellt sich für die Endnutzer die Frage, wie es nach ISDN weitergeht.
Spezialfall Anlagenanschluss
Die Umstellung von Telefonanschlüsse für Privathaushalte auf VoIP wurde bereits 2006 unter dem Stichwort NGN. Für Firmen ist diese Umstellung jedoch nicht ganz so einfach.
Die Durchwahlmöglichkeit eines ISDN-Anlagenanschlusses mit einem kompletten Rufnummernblock lässt sich mit einzelnen VoIP-Accounts für jede Durchwahl nur sehr umständlich umsetzen. Deshalb wurde mit dem Standard „RFC4904 – SIP Trunk Groups“ eine Möglichkeit geschaffen, die, unabhängig von Teilnehmerdurchwahlen, eine einzelne SIP-Registrierung der Telefonanlage mit dem Provider ermöglicht und somit Unternehmen die gewohnte Funktionen eines Anlagenanschlusses zur Verfügung stellt.
Wofür steht eigentlich „Full-IP“ und wofür steht „Hybrid“?
Zwar finden sich in vielen Unternehmen heute bereits IP-Telefone am Arbeitsplatz, aber nur wenige haben sogenannte Full-IP-Anlagen, bei denen von der Anbindung zum Telefonanbieter bis hin zum Endgerät die Kommunikation über IP-Protokolle erfolgt. Dies ist auch gar nicht notwendig, obwohl die Werbeversprechen vieler Anbieter dies suggerieren. Meistens finden sich im praktischen Einsatz Argumente, die den Einsatz von Hybrid-Anlagen sinnvoll machen:
- klassische Faxgeräte sollen weiter betrieben werden
- eine DECT-Infrastruktur soll vorhandene Telefonleitungen für außenliegende Gebäude verwenden
- Abstellräume oder Nebengebäude ohne Netzwerkinfrastruktur sollen preisgünstig mit Telefon versorgt werden
- Endgeräte sollen ohne administrativen Aufwand getauscht werden
- keine extra Stromversorgung am Endgerät (ohne Netzteil)
Was muss ich tun, wenn mein Anlagenanschluss gekündigt wurde?
So erfreulich der Ausbau des Glasfasernetzes der Telekom auch ist, für Unternehmen bedeutet dies in einigen Fällen die Kündigung des Anlagenschlusses.
Damit Ihre Firma auch weiterhin mit der bekannten Rufnummer und mit der vorhandenen Telefonanlage erreichbar ist, hat connectline drei mögliche Alternativen getestet bzw. in Abhängigkeit der technischen Voraussetzungen bei unseren Kunden bereits erfolgreich umgesetzt:
1. SIP Trunk
Durch die direkte Verbindung Ihrer Telefonanlage mit dem Netzbetreiber über einen SIP-Trunk klappt die Umstellung auf Internettelefonie nahtlos, vorausgesetzt Ihre Telefonanlage unterstützt bereits VoIP und die entsprechenden Protokolle.
Leider ist SIP-Trunking nur ein Schlagwort für eine Technologie und in der praktischen Umsetzung zwischen Telefonanlage und Provider ergeben sich einige Fallstricke. Deshalb haben wir bei connectline zum Beispiel die SIP-Trunk-Lösung des Providers HL komm mit den Telefonanlagen des Herstellers Alcatel-Lucent zertifiziert, damit alle Leistungsmerkmale der Telefonanlage auch tatsächlich am Amtsanschluss funktionieren. Aber auch mit Produkten der Firma Auerswald konnten wir bereits einige Kunden erfolgreich mittels SIP-Trunk anbinden.
2. SIP-Gateway
In einigen Fällen kann es auch sinnvoll sein, für eine Übergangszeit Telefonanlagen über SIP-Gateways anzubinden. Vor allem größere Anlagen, bei denen sich auch per Software/Firmware keine VoIP-Unterstützung nachrüsten lässt.
Prinzipbedingt können mit SIP-Gateways aber einige Funktionen des bisherigen Basis- oder Primärmultiplex-Anschlusses nicht abgebildet werden und sollten deshalb nur in Ausnahmefällen für einen absehbaren Zeitraum eingesetzt werden.
3. Austausch
Gerade bei kleineren Installationen lohnt sich der Einsatz eines SIP-Gateways kaum, verglichen mit den geringen Investitionen für den Austausch einer CPU-Baugruppe. Vor allem wenn sich die Baugruppen und Endgeräte nach dem Austausch der Telefonanlagen problemlos weiterverwenden lassen, wie es zum Beispiel bei Telefonanlagen der OmniPCX-Serie des Herstellers Alcatel-Lucent der Fall ist. Selbst Endgeräte aus Mitte der 1990er Jahre lassen sich noch mit vollem Funktionsumfang an der neuesten Version der Anlage weiter betreiben, ebenso wie vorhandene DECT-Infrastrukturen und schnurlose Endgeräte. Dadurch lassen sich hohe Investitionskosten vermeiden und langfristig Geld sparen.